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Tortour

Im Herbst 2015 wurde das Saisonziel für 2016 definiert: «Tortour Challenge im 2er Mix-Team». Mit zwei Trainingslagern (Mallorca und Italien) und ca. 6000km habe ich mich bis Ende Juli 2016 in Form gebracht.

Am Donnerstag, den 18.August machten wir uns auf den Weg nach Schaffhausen. Das Helferteam bestehend aus Chantal, Thomas, Jörg und meine Teampartnerin Rosi, waren alle top motiviert. Das übliche Prozedere wie Check in, Pasta Party und Briefing gingen ohne nennenswerte Probleme von statten. Gegen 15:00 machten wir uns für den Prolog bereit. Langsam stieg auch die Nervosität und man wusste jetzt, es gibt kein zurück mehr. Der ca. 1km lange Prolog, dem Rheinfall entlang, fordert jedem Fahrer viel ab, da dieser mit sehr steilen Rampen gespickt ist. Die gefahrene Zeit im Prolog berechtigte uns um 01:33 am Freitag Morgen zu starten. Die dazwischen liegende Zeit wurde mit Essen und Schlafen überbrückt.

Pünktlich wurden wir um 1:33 in die Nacht entlassen. Ich konnte die erste Etappe im Windschatten von Rosi locker bis zur ersten Time Station hinter mich bringen. Ich wurde sofort auf die zweite Etappe nach Unterwasser geschickt. Es lief alles gut und ich musste mich sehr oft zurück nehmen, da ich wusste, dass das Rennen noch lang ist. Dennoch konnte ich unseren direkten Konkurrenten um den zweiten Platz bereits früh überholen. Der erste Platz war von Anfang an ausser Reichweite. Ca. 10km vor der Time Station in Unterwasser begann es zu schütten. Dort angekommen, wurde Rosi zur 3.Etappe nach Chur weiter geschickt.

Auf der vierten Etappe von Chur nach Disentis, welche teilweise im Vollschiff gefahren werden musste, hatte ich 10km vor Disentis meine erste Krise. Es sollte sich dann herausstellen, dass es die Einzige bleiben sollte. Nun stand die Königsetappe von Rosi an. Es musste der Oberalp und der Susten überwunden werden. Völlig ausgepumpt konnte mir Rosi den Transponder auf dem Sustenpass übergeben. Nun folgte eine rasante Abfahrt nach Meringen. Da die Abfahrten nicht meine Stärken sind, wurde ich wieder von unserem direkten Konkurrenten überholt. Aber am Brünig konnte er dann wieder mein Trikot von hinten bewundern. In Sachseln konnte ich dann wieder meine Teampartnerin auf die Strecke schicken. Vor der nächsten Etappe hatte ich grossen Respekt, da diese mit ca. 130km und sehr coupiertem Gelände mit Steigungen von 10-15% gespickt war. Zudem hatten die Beine schon 240km und etliche Höhenmeter abgestrampelt.

In Hochdorf verabschiedete ich mich vom Team mit dem Gedanken im Kopf, dass ich jetzt bis ins Ziel fahren werde. Wobei sich dann in Glattfelden ca. 45km vor dem Ziel, Rosi dazu gesellen wird. Ich ging diese Etappe sehr moderat an. Ich verpflegte mich mit etlichen Gels und literweise Getränken. Mit jedem geschafften Kilometer resp. Höhenmeter kam die Kraft zurück in die Beine. In der Fläche konnte ich teilweise 45-50km/h fahren. So als Randbemerkung: Windschattenfahren ist verboten, ausser auf den Etappen mit dem gesamten Team.

Ca. 5km vor Glattfelden wurde unser Direktkonkurent zum x-mal überholt. Ich flog richtiggehend vorbei. Ein hämisches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Leider habe ich mich dann kurz vor der Time Station verfahren und habe ca. 10min eingebüsst und somit war der Vorsprung wieder futsch.

In Glattfelden gesellte sich dann wieder Rosi zu mir und wir begaben uns auf die letzte Etappe. Grundsätzlich war unserer Ziel, gesund in die IWC-Arena einzufahren. Nach 20km konnten wir «unsere» Gegner wieder überholen. Dies motivierte uns dermassen, dass wir etwas die Konzentration für die Navigation verloren. Wir haben uns dann noch einmal verfahren aber immer wieder die Konkurrenten eingeholt. Nach dem letzten knackigen Anstieg vor dem Ziel, hatten wir unsere Mitstreiter entgültig abgehängt. Aber es kam so wie es kommen musste. Wir verpassten den Abzweiger in die Halle und «unser Schatten» war 90 Sekunden vor uns im Ziel.

Der Ärger über den verpassten 2.Platz wich sehr schnell in überschwängliche Freunde und Genugtuung: 524Km, 6800 Höhenmeter in 22Stunden und 10 Sekunden.

Mit dem Lied «Highway to Hell» wurden wir von unserem Team und etlichen radsportbegeisterten Fans in der Halle empfangen. Nach Interview und Fototermin setzte ich mich auf die Bank und nahm sehnsüchtig mein Erdinger entgegen. Gegen 24:00 fiel ich müde aber glücklich ins Bett begleitet mit den Gedanken für das Ziel 2017!

An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Team-Partnerin Rosi und dem gesamten Helferteam bedanken. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet. Ohne ein funktionierendes Team sind solche Leistungen nicht möglich. Nicht zuletzt auch lieben Dank an Rolf und Christine. Die Fahrt nach Italien im Wind hat mir die mentale Stärke gebracht. Neue Ziele resp. Herausforderungen werden folgen. Die Tortour hat mir wieder gezeigt, dass ich eher der Ultramarathon-Fahrer bin.

Von Patrick Eichenberger

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